Die mittelalterlichen Gräben, die die Festung Špilberk ursprünglich umgaben, wurden im Jahr 1742 im Zusammenhang mit dem Bau der Kasematten entfernt. Der Graben an der Süd- und Nordseite wurde verändert und mit zweistöckigen massiven Ziegelbögen überbrückt. Der östliche und der westliche Graben waren somit nur noch durch einen Entwässerungskanal verbunden, der durch das unterste Stockwerk der südlichen Kasematten verlief. Er leitete das Wasser aus dem westlichen Graben zur Mündung des Abfallstollens in den östlichen Graben ab. Er wurde "Rattenkanal" genannt und war Stoff für Legenden. Eine davon beschreibt die besonders brutale Folterung von Gefangenen, die in den Kanal hinabgelassen und den räuberischen Nagetieren ausgeliefert wurden. Offenbar haben viele Ratten an diesen Orten überlebt, aber damit endet die Legende. Weder diese noch eine andere Foltermethode hat im Gefängnis von Spilberga jemals stattgefunden.
Als Špilberk zu einer barocken Festung umgebaut wurde, musste die Entwässerung der verbliebenen Gräben sichergestellt werden. Der ursprüngliche Entwässerungsstollen bestand damals wahrscheinlich nur aus einem kurzen, durch die Burgmauer verlaufenden Kanal, der in den kahlen Hang des Berges Špilberk mündete. Nach 1742 wurde der Abwasserkanal jedoch durch das Felsmassiv gegraben und führte bis zur Pekařská-Straße. Es ist wirklich ein sehr interessantes Bauwerk. Das massive Felsmassiv musste an einigen Stellen mit Ziegeln oder Steinen zugemauert werden. Die Abmessungen des Stollens sind sehr unterschiedlich, ebenso wie sein Gefälle. Selbst die Richtung ist nicht gerade und die Gänge biegen nach rechts und links ab.
Die Entstehungszeit des Steingangs in der Mitte des 18. Jahrhunderts ist nach wie vor nur hypothetisch. Ob er schon viel früher angelegt wurde und als Geheim- oder Notweg aus der belagerten Burg gedient haben könnte, lässt sich noch nicht beweisen. Die Hinweise auf weitere Gänge und unpassierbare Abzweigungen bestätigen jedoch nur, dass Špilberk noch eine Reihe historischer und bisher unbekannter unterirdischer Räume verbirgt.